Während ihrer Jugend spielte das Skate- und Snowboarden eine wichtige Rolle und bis heute unterstützen die Projekte in diesen Bereichen. Welche Bedeutung hat es für Sie, so viele Jahre später sich immer noch für die Hobbies der Jugend einzusetzen, wenn auch auf andere Weise als damals? Und stehen sie auch heute noch ab und zu selbst auf einem Skateboard?
Für mich hat das Skateboard schon immer eine sehr zentrale Rolle gespielt und das ist auch heute noch so. Ich bin überzeugt, dass ich durch das Skateboarden eine sehr wichtige Lektion fürs Leben gelernt habe, die sich auch maßgeblich auf meinen beruflichen Werdegang ausgewirkt hat. Hinfallen und Aufstehen. Beim Skateboarden habe ich gelernt, nicht aufzugeben, wenn man mal hinfällt, sondern es immer und immer wieder zu versuchen. Hätte ich nach der Insolvenz meines ersten Unternehmens aufgegeben und wäre nicht wieder aufgestanden, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin. Deshalb liegt es mir am Herzen, Projekte wie Beton für Bonn oder SkateAid zu unterstützen. Ich denke, das Kinder durchs Skateboard fahren unfassbar viel für ihr späteres Leben lernen können. Es baut Selbstbewusstsein auf und zeigt: wer hart arbeitet, erzielt früher oder später Erfolge. Heute stehe ich nur noch viel zu selten auf dem Skateboard, fahre dafür aber im Sommer viel E-Foil, im Winter Snowboard und ab und zu im Büro mit meinem Onewheel.
Sie sind unter Anderem als Seriengründer von Startups bekannt. Woher nehmen Sie immer wieder die Motivation aber auch Inspiration, welche es für eine erfolgreiche Gründung so dringend benötigt?
Ganz einfach: Passion. Ich brenne schon mein ganzes Leben lang für Technologie und wenn mich ein neues Thema in diesem Bereich begeistert, kann ich nicht aufhören, mich damit zu beschäftigen. Dieser innere Drive ist es, den Gründer unbedingt brauchen, wenn sie sich an diese wirklich schwierige Aufgabe machen, ein Unternehmen zu gründen. Man läuft durch viele tiefe Täler, da ist es wichtig, dass die Motivation von innen heraus kommt und die Begeisterung und Überzeugung, für das, was man tut, da ist.
Was sind die drei wichtigsten Kriterien, die ein Startup Ihrer Meinung nach erfüllen muss, um sich im Markt etablieren zu können?
Das ideale Startup hat ein herausragendes und komplementäres Gründer-Team, einen unfairen Vorteil durch Technologie und adressiert ein großes Problem.
Was sind aus Ihrer Sicht die häufigsten Fehler, die GründerInnen von StartUps begehen? Wie kann man diese vermeiden?
Ich sehe häufig, dass Gründer nicht rechtzeitig die Verantwortung für bestimmte Bereiche in andere Hände legen und lieber die Zügel selber in der Hand behalten wollen. Zu Beginn einer Gründung ist man als Gründer für alles verantwortlich, aber je größer das Unternehmen wird, desto wichtiger ist es, das man die richtigen Talente an Board holt und sich auf seine Stärken fokussiert. Gründer, denen das nicht gelingt, verzetteln sich früher oder später.
Sie haben in Ihrer Investorenkarriere eine Vielzahl erfolgreicher Exits erzielt. Was machen Sie besser als andere InvestorInnen? Wo liegen Ihre Schwächen?
Wir haben das große Glück, dass wir mit Freigeist unser eigenes Geld investieren und müssen unsere Entscheidungen vor keinem Gremium rechtfertigen. Das ermöglicht uns, in wirklich große Visionen wie Lilium oder EnduroSat zu investieren. Außerdem verfolgen wir einen etwas anderen Ansatz als die meisten VCs: Wir machen nur 2-3 Investments im Jahr, steigen dafür aber mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung und Expertise tief in die Unternehmen mit ein und helfen den Gründern beim Aufbau der richtigen Strukturen, holen die richtigen Talente an Board und unterstützen bei der Produktentwicklung. Wir liefern einen 360 Grad Support und sind besonders in der ersten Zeit im Tagesgeschäft involviert. Wir erhoffen uns dadurch natürlich eine deutlich höhere Quote an erfolgreichen Investments und bisher hat das auch sehr gut funktioniert. Wenn man es so nennen will, ist unsere Schwäche Fokus: Wir machen wirklich nur frühphasige Technologie-Investments, denen wir effektiv helfen können. Auch wenn einige Investments monetär attraktiv erscheinen, nehmen wir diese nicht wahr.
Sie halten verschiedene Beteiligungen an Firmen, welche rein digitale Produkte anbieten. Wie sehen Sie die Zukunft für solche Produkte? Ist eine Abflachung dieses Booms zu erwarten?
Die Digitalisierung ist die Basis und hier wird es weiterhin wertvolle Innovation geben. Aber wir haben mittlerweile auch viele Hardware Investments, zBsp. Lilium Aviation, Kraftblock oder EnduroSat.
Was glauben Sie sind Trends in der Szene der RisikokapitalgeberInnen? Was halten Sie von diesen?
Ich halte grundsätzlich nichts von Trends, sondern setze auf fundierte Analysen auf Basis von Zahlen und Fakten und eine langfristige Investment-Philosophie. Aber ich begrüße den Trend, den man in der Szene aktuell in Richtung purpose-driven Investments und Green Tech sehen kann. Wir brauchen dringend technologische Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit.
Inwiefern stehen Sie in Konkurrenz zu ausländischen Investoren? Sie verstehen viel von der deutschen Gründerszene, tätigen Sie auch Investitionen in anderen Ländern innerhalb der EU oder sogar außerhalb?
Wir stehen zu keinem Investor in Konkurrenz, das ist nicht unsere DNA. Wir wollen mit unseren Investments in erster Linie die europäische Wirtschaft stärken und technologische Innovation vorantreiben. Deshalb investieren wir ausschließlich in europäische Unternehmen, würden uns aber genau so darüber freuen, wenn ein anderer Investor einen europäischen Tech-Champion mit aufbaut. Wir sind unter anderem in das holländische Hardt Hyperloop Startup und in das bulgarische Space-Startup EnduroSat investiert und bei einigen unserer Seed-Investments sind inzwischen namhafte VC’s aus den USA und China eingestiegen. Wir freuen uns über jeden, der unsere Mission unterstützt. Auch wenn es verrückt klingt, hohe Returns sind sekundär. Langfristig sind sie notwendig, um Freigeist weiter aufzubauen, aber primär wollen wir herausragende Köpfer in Europa unterstützen.
Sehen Sie Nachteile für deutsche GründerInnen gegenüber Startups aus anderen Ländern? Sehen Sie Handlungsbedarf?
Fundraising im Silicon Valley gestaltet sich mit Sicherheit deutlich einfacher als hier in Deutschland. Dort werden einfach viel größere Checks geschrieben, davon sind wir hier in Deutschland noch weit entfernt. In meinen Augen müsste es mehr Unterstützung für Innovation aus der Poltik und mehr Kapital aus dem deutschen Mittelstand für Startups geben. Wir müssen hier alle zusammenarbeiten, wenn wir Deutschland und Europa wirtschaftlich für die Zukunft stärken wollen.
Welche Sparten sind in der Startup Branche besonders zukunftsfähig und weisen innovatives Potential auf?
Die Entwicklungen im Bereich Energie, Mobilität und Food finden wir besonders spannend. Hier liegt viel Potenzial für technologische Innovationen und auch der Bedarf und die Dringlichkeit sind aufgrund der aktuellen, globalen Lage besonders hoch.
Welche Rolle spielen Umweltfragen in Ihren Investments? An welchen ethischen Standards orientieren Sie sich?
Eine sehr bedeutende. Wir glauben, das Technologie die beste Option ist, den angerichteten Schaden an unserem Planeten wieder zu beheben. Deshalb unterstützen wir Startups wie den Energiespeicher Kraftblock, der zum zentralen Baustein für die Energiewende werden könnte, und grüne Mobilitäts-Startups wie Lilium und Hardt Hyperloop.
Sehen Sie positiv in die Zukunft? Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich Venture Capital?
Ich freue mich auf die technologischen Innovationen und den Wandel, der uns in den nächsten 10 – 20 Jahren erwartet, habe aber auch großen Respekt vor den Konsequenzen, die auf uns warten, wenn Europa nicht den Anschluss an die USA und China bekommt. Ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Jahren einen europäischen Tech-Champion mit aufgebaut haben, der dann als positives Beispiel dienen und den VC-Markt stärken kann.
Welches sind persönliche Ziele, die Sie in den nächsten Jahren verfolgen möchten?
Mein großes 10-Jahres-Ziel ist es, mit Freigeist einen europäischen Tech-Champion mit aufzubauen.