Wer in der letzten Zeit aufmerksam durch die Städte und Dörfer Deutschlands geschlendert ist, dem wird aufgefallen sein, dass die Zahl der Fitness-Studios rasant zugenommen hat. Dieser subjektive Eindruck, der in den letzten Jahren höchstwahrscheinlich stärker geworden ist, lässt sich statistisch untermauern, denn die Fitnessbranche wächst seit ihrem Bestehen. Doch auf welche Gründe ist der Boom der Fitnessbranche zurückzuführen? Der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) beschreibt den Status quo der Branche, nennt die fünf Hauptgründe dafür, warum die Fitnessbranche Jahr für Jahr neue Rekordergebnisse vermelden kann und gibt eine Prognose ab, wohin der Markt sich zukünftig entwickeln wird.
Der kommerzielle Fitnessmarkt als Wirtschaftsfaktor in Deutschland
Während im Jahr 1980 gerade einmal 300.00 und 2003 bereits 4,38 Millionen Menschen in einem Fitness-Studio angemeldet waren, sind es stand heute rund 9,5 Millionen. Dabei trotzte die Fitnessbranche in der Vergangenheit sogar der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wie es bspw. im Jahr 2013 zu beobachten war. In diesem Jahr wuchs die deutsche Wirtschaft so schwach wie seit dem Rezessionsjahr 2009 nicht mehr – der deutsche Fitnessmarkt erreichte dennoch neue Höchststände. Derzeit generiert die Branche einen Umsatz in Höhe von 4,83 Milliarden Euro pro Jahr. Im Zuge dessen hat sich die Branche zu einem festen Bestandteil der Wirtschaft entwickelt. Denn in kommerziellen Anlagen werden erhebliche Summen an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen entrichtet.
Die reine Höhe der Mitgliederzahl betrachtet, stellt Fitnesstraining im Vergleich zu Fußball (6,89 Millionen) oder Turnen (4,97 Millionen) die teilnehmerstärkste Trainingsform in Deutschland dar. Im Jahr 2015 erreichte der Anteil der Fitnesstreibenden an der Gesamtbevölkerung in der Bundesrepublik 11,6 %. Diese Reaktionsquote konnte im Vergleich zu den Jahrzehnten davor stetig gesteigert werden. In der für die Branche besonders relevanten Zielgruppe der 15 bis 65-Jährigen liegt die Reaktionsquote bei 17,7 %.
Der starke Wachstumstrend spiegelt sich ebenfalls in der Entwicklung der Anzahl der Fitness-Studios wider. Hier hat sich die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls erhöht – 8.332 Anlagen gibt es derzeit in Deutschland. Dabei beträgt die durchschnittliche Fläche einer solchen Anlage, die im Schnitt einen Beitrag von 45,- EUR verlangt, rund 1.243 qm.
Die Gründe für den Boom
- Der Faktor Gesundheit rückt immer weiter in den Vordergrund
Gesundheit hat als Wert in den vergangenen Jahren sowohl auf gesellschaftlicher, als auch auf persönlicher Ebene stark an Bedeutung gewonnen. Während in der Vergangenheit Gesundheit vor allem mit der Abwesenheit von Krankheit definiert wurde, ist der Begriff heute deutlich positiver und subjektiver besetzt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“. Hierzu können Belastungsfreiheit, Leistungsfähigkeit, aber auch Zufriedenheit und Freude zählen. Doch auch durch den demografischen Wandel, den die gesamte westliche Welt als Herausforderung in den kommenden Jahrzehnten zu meistern hat, gewinnt der Begriff der Gesundheit weiter an gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.
Fitness-Anlagen haben sich mehrheitlich auf diesen Megatrend eingestellt, was sich an der Positionierung festmachen lässt: Mittlerweile sehen sich 9 von 10 Anlagen in Deutschland als Gesundheits-Anlage – was sich an den Angeboten in den Bereichen Gesundheit, Prävention und Qualifikation auch ablesen lässt.
- Die Qualität der Fitness-Anlagen schreitet weiter voran
Während man in den 80er und 90er Jahren mit der Fitnessbranche noch vor allem „Eisen biegen“ und „Muckibude“ verband, präsentieren sich die Fitness-Anlagen spätestens seit dem Millennium-Wechsel als professionelle Dienstleister. Ein Indiz dafür ist die DIN-Norm 33961. Mit ihr hat die deutsche Fitnessbranche etwas Einzigartiges geschaffen, das kein anderes Land der Welt vorweisen kann: eine Qualitäts-Norm, die für Fitness-Anlagen gilt. Der große Vorteil einer Fitness-Anlage, die die DIN-Norm erfüllt, ist, dass es Vertrauen bei den bestehenden als auch potenziellen Mitgliedern schafft. Der Kunde kann sich mit Hilfe der Norm darauf verlassen, dass er eine hohe Qualität und Sicherheit von seinem Studio erwarten kann. Denn wer nach der DIN-Norm zertifiziert werden möchte, muss einen Standard an Qualifikationen in den Bereichen Mitarbeiterqualifikation, Betreuungskonzepte, Ausstattung, Kundenverträge, Sicherheit, Hygiene, Notfallmanagement uvm. innerhalb seines Fit-ness-Studios erfüllen. Damit wird die Qualität der Branche weiter steigen. Wir gehen davon aus, dass sich in den kommenden fünf Jahren jede dritte Anlage in Deutschland nach der DIN-Norm zertifizieren lassen wird.
- Die Qualifikation der Mitarbeiter ist vorbildlich
Insgesamt bietet die Fitnessbranche mehr als 200.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Unabhängig von den verschiedenen Betriebsstrukturen bzw. Beschäftigungsformen sind in einer Anlage innerhalb der Fitness-Wirtschaft ca. 25 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei rückt für die Branche der Ausbildungsmarkt immer weiter in den Vordergrund. Über eine Ausbildung bzw. ein Studium fördern Arbeitgeber verstärkt die Kompetenzen ihres Humankapitals, um so eine qualifizierte und bestmögliche Betreuung in den Anlagen zu gewährleisten. In Zahlen ausgedrückt: Fast jede fünfte Fitness-Anlage in Deutschland beschäftigt mindestens einen ausgebildeten Akademiker. Hier reicht die Spannweite von Bachelor-Abschlüssen in Fitnessökonomie, Sportökonomie, Gesundheitsmanagement, Fitnesstraining und Ernährungs-beratung bis hin zu Master-Abschlüssen in Business Administration, Prävention und Gesundheitsmanagement und Sportökonomie. Hinzu kommen medizinische Qualifikationen. Doch auch außerhalb der akademischen Qualifikationen ist die Fitnessbranche in Form von Trainer-Lizenzen, dem Lehrberuf Sport- und Fitnesskaufmann sowie dem Fitnessfachwirt (IHK) professionell aufgestellt.
- Unternehmen erkennen das Potenzial von betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM)
Bereits jeder dritte Arbeitgeber bietet seinen Beschäftigten Fitness- oder Sportangebote zu vergünstigten Tarifen an – Tendenz 2016: stark steigend. Doch betriebliches Gesundheits-management (BGM) geht noch einen Schritt weiter, indem es direkt im Betrieb ansetzt: Die Ziele eines BGM reichen von der Unterstützung der Beschäftigten hinsichtlich der Ausübung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen über die Gestaltung von gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen bis hin zum Demografie- und Fehlzeitenmanagement. Das betriebliche Gesundheitsmanagement hat in den letzten Jahren bereits eine gewisse Dynamik entwickelt. Es spricht vieles dafür, dass die Zahl der Unternehmen, die BGM anwenden werden, sprunghaftansteigt. In den kommenden fünf Jahren könnten ein Viertel der Einnahmen der Fitness-Studios aus diesem Umfeld stammen.
- Die Digitalisierung macht das Training noch effektiver und sicherer
Die Digitalisierung bedeutet für nahezu jede Branche einen Umbruch – für manche im positiven, für manche im negativen Sinne. Die Fitnessbranche kann und wird von der Digitalisierung profitieren. Denn sie macht das Training schon heute noch effektiver, einfacher und sicherer. Egal ob vollelektronische Geräte-Zirkel, die den Grad und die Art des Widerstandes, die Trainingsposition und die Bewegungsabläufe vorgeben, oder digitale Ernährungs- und Trainingspläne, die die Arbeit der Trainer im Studio und die Zielerreichung der Kunden auch außerhalb des Studios unterstützen können. Hinzu kommen Online-Fitness-Angebote, die Fitness-Studios parallel zu analogen Angeboten ihren Kunden zur Verfügung stellen und so ihr Portfolio ergänzen.
Wohin steuert die Fitnessbranche zukünftig?
Aufgrund des stabilen Wachstumspotenzials der Fitnessbranche ist zu erwarten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation weiterhin verbessert. Der steigende Wunsch der Menschen sich sportlich zu betätigen bzw. eine aktive Gesundheitsvorsorge zu betreiben, wird die Branche weiterhin beflügeln. Die Nachfrage nach Mitgliedschaften in deutschen Fitness-Anlagen wächst seit dem Bestehen der Branche. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder verdoppelt. Auch für die kommenden Jahre spricht alles dafür, dass sich die Mitglieder- und damit auch die Umsatzzahlen der Branche weiter steigern werden. Dies wird nach unseren Prognosen 2020 dazu führen, dass die 12 Mio.-Mitgliedergrenze überschritten wird.