Hi Philipp, du hast vor zehn Jahren das OMR Festival ins Leben gerufen. Was hat dich damals dazu motiviert?  

Das Ganze hat als Hobby gestartet. Da ich gemeinsam mit meinen Partnern Tobias Schlottke und Christian Müller recht früh zwei Werbetechnologiefirmen gegründet habe, kamen immer wieder Leute auf mich zu und haben gefragt: „Mensch, du machst ja dieses Retargeting und SEO & Co. Kannst du mir nicht mal helfen?“ Als das Interesse immer größer wurde, habe ich mich dann irgendwann dazu entschlossen, ein Seminar zum Thema Online Marketing zu veranstalten. Das kam gut bei den Leuten an, und so habe ich 2011 das Ganze zum ersten Mal in Form einer Konferenz veranstaltet. Das war dann schon nah dran an dem heutigen OMR Festival-Konzept. Zwei, drei Jahre später sind immer mehr Menschen zu dieser Konferenz gekommen und schliesslich wurde daraus eine echte Messe, mit Konferenz, Bühnen etc. Und so ging es dann immer weiter. 

Als Hobby fing alles an, hast du gesagt. Jetzt, wo OMR ein Unternehmen ist, was siehst du im Moment am meisten als dein Hobby an?  

Den OMR Podcast würde ich sagen. Mit ihm haben wir quasi den Grundstein für unser Tochterunternehmen Podstars gelegt. Angefangen hat alles mit diesem Format, aber natürlich ist auch der OMR Podcast längst nicht mehr „mein“ Podcast. Wir arbeiten mit einem grösseren Team daran, das viel Leidenschaft und Zeit reinsteckt. Und obwohl es Teil meiner Arbeit ist, empfinde ich die Podcastaufnahmen immer noch als eine Art Hobby. Am Ende mache ich das auch für mich. Die gestellten Fragen sind einfach meine persönlichen Fragen, die ich meinen Gästen auch gerne stellen würde, wenn ich ihnen woanders begegnet wäre.  

In einem Interview hast du mal erwähnt, dass du OMR nicht mehr als „Online Marketing Rockstars“ betiteln möchtest, sondern nur noch als „OMR“. Was ist hierfür der Grund?  

Ich glaube einfach, der Name OMR ist die langfristige Marke für uns. OMR baut mittlerweile auf vielen verschiedenen Standbeinen auf: Wir haben da Podstars, unsere Softwarevergleichsplattform Reviews, eine Jobbörse, unsere zahlreichen Weiterbildungsangebote von OMR Education und die täglichen Newsletter. Unter OMR finden alle diese unterschiedlichen Bereiche ihren Platz.  

Auf welches Feld legt ihr im Moment den grössten Fokus? Was hat am meisten Wachstumspotenzial?   

Das grösste Wachstumspotenzial hat sicherlich unsere Softwarevergleichsplattform OMR Reviews, da dieses Feld aktuell noch recht klein ist. Heutzutage ist Software in so gut wie allen Lebens- und Arbeitsbereichen relevant. Doch dass man Software online vergleichen kann, um die richtige für sich und das eigene Unternehmen zu finden, ist, glaube ich, eine Sache, die noch gar nicht richtig bei allen angekommen ist. Mein Fokus liegt natürlich auch viel auf dem Podcast-Bereich. Wir beobachten, wie sich das ja noch recht junge Medium stetig weiterentwickelt und sind gespannt, welche Möglichkeiten sich hier noch eröffnen werden. In Summe ist es mir aber wichtig, dass wir bei OMR vier, fünf verschiedene Standbeine haben und diese sind für mich erstmal alle mit dem gleichen Engagement verbunden.  

Eins eurer Standbeine ist das OMR Festival. Wo siehst du die Zukunft des Festivals, wenn die Kapazitätsgrenze der Hamburg Messe erreicht ist?  

Ja, das ist wirklich ein interessantes Thema. Die Hotelkapazitäten in Hamburg sind begrenzt und das führt dazu, dass die Zimmerpreise zu Hochzeiten wie zum OMR Festival schnell in die Höhe schiessen können. Das schafft sozusagen eine Art Glasdecke über der Stadt, die man schwer durchbrechen kann. Wir empfehlen unseren Besucher*innen daher, am besten schon weit im Voraus eine Unterkunft zu buchen oder auch im Hamburger Umland zu schauen. Viele Städte wie Lübeck, Pinneberg oder Bremen sind mit der Regionalbahn gut zu erreichen. Für uns ist es sehr wichtig, das gut zu kommunizieren und die Anfahrt der Besucher*innen immer weiter zu optimieren.  

Gibt es eine bestimmte Größe, wo ihr mit OMR hinwachsen wollt?  

Wir führen OMR schon lange nicht mehr wie ein Hobby, aber wir setzen uns auch bewusst kein Ziel wie zum Beispiel, im nächsten Jahr 100 Millionen Umsatz zu generieren. Bei uns gibt es keine Investoren oder jemanden, der konkrete Zahlen und Ergebnisse erwartet. Vieles ist aus sich selbst heraus gewachsen und ich möchte diese Art von Wachstum ungern stören. Natürlich muss man Pläne machen und sich fragen, wo wir hinwollen und was wir auf diesem Weg verdienen müssen. Generell ist es für ein Geschäft immer wichtig, dass es in gewissem Maße wächst. Für die Leute, die hier arbeiten, und für unsere Kunden ist Wachstum ein wichtiges Zeichen.  

Würdest du, als Person mit einem BWL Hintergrund, einem 20-jährigen BWL-Studenten empfehlen, in die Digitalbranche zu gehen? 

Auf jeden Fall. Die Digitalbranche bietet weiterhin enormes Wachstumspotenzial. Trotz gelegentlicher Normalisierung und Rückschritte in Bezug auf Bewertungen und Investitionen glaube ich fest daran, dass der Gesamttrend weiterhin sehr stabil ist. Die Zukunft wird zweifellos digital geprägt sein, und ich sehe keine Hemmungen, diesen Weg zu beschreiten oder andere dazu zu ermutigen.  

Unsere neue Ausgabe erscheint unter dem Motto Rising. Wenn du mal kurz brainstormst,  wer fällt dir ein, den du als rising person betiteln würdest?  

Da fallen mir viele ein. Um nur einige aus der Wirtschaftswelt zu nennen, die mir gerade durch den Kopf schießen: Philipp Schröder von 1Komma5°, der mit seinem Energie-Startup gerade von sich reden macht, oder Verena Pausder, die unfassbar viel Erfahrung im Digitalbusiness mitbringt und erst kürzlich den Vorstandsvorsitz des Startup-Verbands in Deutschland übernommen hat. Ich denke auch an Jonathan Kurfess – definitiv ein Rising Star – der mit Appinio eine App entwickelt hat, die gerade in den USA ausgerollt wird. Das sind Leute, die mir auf verschiedenen Ebenen auffallen und deren Wege mich nachhaltig beeindrucken. 

(Bild: Julian Huke)

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Philipp Westermeyer ist Gründer und Geschäftsführer von OMR – die führende europäische Plattform für die globale Digitalwirtschaft, die Inhalte, Events und Technologie umfasst (mehr als 350 Mitarbeiter:innen). Das jährliche OMR Festival zählt zu den weltweit größten Events der Digital-Branche, 2022 kamen 70.000 Menschen nach Hamburg. Die OMR-Tochter Podstars produziert über 100 Podcast-Formate, Westermeyer selbst spricht mit namhaften Gästen aus der ganzen Welt und hat rund 70.000 Hörer:innen. Vor OMR gründete er mit Partnern zwei Digital Marketing-Firmen im Bereich Vermarktung und Technologie und verkaufte diese erfolgreich – adyard 2011 an Gruner + Jahr, metrigo 2015 an Zalando. Sein Buch „Digital Unplugged“ erreichte 2021 die SPIEGEL-Bestsellerliste.